WIE FUNKTIONIERT DIE WERTSCHÖPFUNGSKETTE DES RECYCLINGS?
Im dritten Teil von Recycling im Fokus blicken wir hinter die Kulissen des Recyclingprozesses und untersuchen, was passiert, nachdem die Verbraucher ihren Beitrag geleistet haben.
Wir haben bereits diskutiert, wie wichtig es ist, die Konsumenten über das Recycling aufzuklären. Aber was passiert nun, nachdem eine Verpackung ordnungsgemäß entsorgt wurde? Die Antwort ist abhängig von der Art der Verpackung und davon, wo sie recycelt wird. Es gibt also nicht die eine richtige Art von Recycling – wichtig ist nur, dass die Materialien so lange wie möglich wiederverwendet werden. Im Folgenden gehen wir speziell auf Getränkekartons ein, die oft in die Schusslinie geraten, weil sie als schwer zu recyceln gelten.
Doch wie sieht die Realität aus?
Für das Recycling einer aseptischen Verpackung ist in der Regel ein zusätzliches Verfahren erforderlich, das in den fünf Schritten weiter unten näher beschrieben wird. Sowohl private als auch öffentliche Recyclinganbieter auf der ganzen Welt arbeiten kontinuierlich daran, den Prozess weiter zu vereinfachen. Auch branchenweite Zusammenschlüsse wie der Carton Council und die Alliance for Beverage Cartons and the Environment (ACE) leisten einen wichtigen Beitrag. Aktuellen Zahlen zufolge werden in der EU 51 % des Getränkekartons recycelt. Die ACE hat das Ziel ausgerufen, bis 2030 eine Sammelquote von 90 % und eine Recyclingquote von 70 % zu erreichen.
Theoretisch ist die Wertschöpfungskette im Recycling relativ homogen, doch in der Praxis gestaltet sich die Ausführung in den einzelnen Ländern unterschiedlich, insbesondere bei den ersten beiden Schritten.
Schritt 1: Sammeln
Die gebrauchten Getränkekartons werden über Sammelsystemen oder Rücknahmestellen gesammelt. Dieser Schritt ist der wichtigste in der Wertschöpfungskette und eine Voraussetzung für das Recycling. In der EU und in Nordamerika erfolgt das Recycling üblicherweise über Müllcontainer am Straßenrand, während zum Beispiel in Brasilien und Indien öffentlich-private Partnerschaften eine effektive Sammlung gewährleisten.
Schritt 2: Sortieren
In diesem Schritt kommen verschiedene Prozesse zur Anwendung. In einigen Regionen wird von Hand sortiert, was Arbeitsplätze vor Ort schafft. In anderen Fällen sortieren Maschinen mittels Nah-Infrarot-Technologie die verschiedenen Verpackungsarten je nach Lichtreflexion. Dieses Verfahren bietet sich vor allem für die Sortierung großer Mengen Verpackungsmaterial an.
Schritt 3: Transportieren
Nach dem Sortieren werden die Verpackungen in der Regel zu Ballen gepresst und zur Weiterverarbeitung transportiert. Dieser Schritt ist optional, da Sortierung und Verarbeitung auch am selben Ort erfolgen können.
Schritt 4: Auf verschiedenste Weise verarbeiten
Dieser wichtige Schritt variiert je nachdem, wie die Getränkekartons wiederverwendet werden sollen und wo das Recycling stattfindet.
Ein üblicher Weg ist die Trennung der einzelnen Lagen der aseptischen Verpackungen, die anschließend für unterschiedliche Zwecke verwendet werden können. Hierfür werden die Getränkekartons in einer riesigen Maschine, dem sogenannten Hydrapulper, mithilfe von Wasser zerlegt. Dabei wird das faserige Material des Getränkekartons von den nichtfaserigen Bestandteilen, den auch als PolyAl bekannten Kunststoff- und Aluminiumresten, getrennt. Die einzelnen Bestandteile können dann als Rohstoff für neue Dinge weiterverwendet werden. Die Kartonfaser wird zur Herstellung neuer Kartons, Papiertaschentücher und anderer papierbasierter Produkte verwendet, während das PolyAl zu Verbundplatten oder anderen neuen Produkten verarbeitet wird.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, auf eine Trennung zu verzichten und stattdessen den gesamten Getränkekarton direkt zu neuen, innovativen Dingen wie Wandpaneelen, Baumaterial und Möbeln weiterzuverarbeiten. Dazu werden die Kartons zerkleinert und bei hohen Temperaturen in verschiedene Formen gepresst. Dadurch schmilzt der im Karton enthaltene Kunststoff, wodurch das Material besonders stabil und vielseitig wird.
Schritt 5: Neue Einsatzmöglichkeiten finden
Die recycelten Kartons finden in vielen Formen ein neues Leben, ob als Einzelteile oder als Verbundmaterial. In Indien entstehen aus gebrauchten Kartons beispielsweise Schulmöbel, während Australien eine Vorreiterrolle bei der Weiterverarbeitung von aseptischen Kartons zu kohlenstoffarmen Baustoffen einnimmt. Da die Nachfrage nach papierbasierten Produkten weiter steigt, sind Lebensmittel- und Getränkekartons nach wie vor eine wertvolle Quelle für recyceltes Kartonmaterial.
Der Weg in die Zukunft
In der Welt des Recyclings herrscht eine hohe Innovationsdynamik, zumal die Industrie ihr Engagement für Nachhaltigkeit massiv verstärkt. SIG nimmt in Kürze eine neue Recyclinganlage in Brasilien in Betrieb, die es erstmals ermöglichen wird, Polymere und Aluminium aus gebrauchten Getränkekartons zurückzugewinnen und separat zu verkaufen. Der Wert des recycelten Materials dürfte damit um mehr als 50 % steigen.
Im nächsten Teil der Artikelreihe setzen wir uns mit einigen besonders innovativen Recyclinginitiativen und ihrem individuellen Beitrag auseinander. Wenn Sie diesen und weitere Artikel direkt per E-Mail erhalten möchten, abonnieren Sie unseren exklusiven zweiwöchentlichen Newsletter SIGnals Update.